Freispielimpuls in der Kita planen

Nachfolgend erhalten Sie einen Einblick in die Planung eines gezielten Freispielimpulses für ein Krippenkind. In diesem Beispiel wurde die Pädagogische Aktivität nach einem Verlaufsmodell (vgl. Pausewang 2006, S. 163f) geplant.

1. Analyse

Beschreibung aller Entwicklungsbereiche

Emotional-Sozialer Entwicklungsbereich

M. spielt meist für sich alleine. Wenn er mit anderen Kindern spielt, tut er dies mit Freude und über eine gewisse Zeit (M. spielt bspw. mit drei weiteren Kindern im Baustellenbereich). Er setzt sich gegenüber anderen Kindern auch durch (A. entfernte beim Spiel mit M. die Schlüssel aus dem Baustellenbereich. Während A. sich kurz umdrehte, holte M. die Schlüssel zurück und dies dreimal hintereinander, sodass M. jeweils seine Schlüssel zurück hatte). Der Kontaktaufbau zu anderen Kindern fällt ihm noch etwas schwer. Dennoch sucht M. körperlichen Kontakt zu anderen Kindern (nimmt die Hände anderer Kinder und umarmt diese oft beim Spiel).

M. verkraftet die Trennung von den Eltern während der Kitazeit gut. M. berichtet regelmäßig darüber, welches Elternteil ihn in den Kindergarten gebracht hat und wer ihn mittags Abholen wird. M. ist emotional teilweise unausgeglichen, was sich manchmal durch Weinausbrüche zeigt. Der Emotionsausdruck (Mimisch und Gestisch) von M. ist sehr ausgeprägt.

Grobmotorischer Entwicklungsbereich

Der grobmotorische Entwicklungsbereich bei M. ist gut entwickelt, insbesondere in den Bereichen der Fortbewegung und des Sitzens. Krabbeln, kriechen sowie laufen ist möglich. Drehbewegungen des Oberkörpers zur Lageänderung führt M. ohne Probleme durch (M. wippt selbstständig auf dem Schaukelgerät im Außenspielbereich). Ebenfalls hebt, neigt und dreht M. den Kopf. Beide Arme bewegt M. ohne Einschränkungen frei. M. läuft sicher und stabil auch längere Strecken bei Ausflügen.

Feinmotorischer Entwicklungsbereich

M. wendet den Faustgriff beim spielen regelmäßig an. M. wendet sowohl rechts- als auch linksseitig den Pinzettengriff kaum an und legt Objekte nur selten zielgerichtet ab (greift eine Eisenbahn mit dem Faustgriff und führt ein ungezieltes Absetzen des Zuges auf eine Schiene aus). Auch isst M. mit Gabel und nimmt so fast eigenständig an den Mahlzeiten teil. Nur beispielsweise beim Fleisch schneiden oder beim verstreichen harter Butter mit einem Messer benötigt er Hilfe.

Sprachlicher Entwicklungsbereich

Die Sprachkompetenz von M. ist eingeschränkt. Der Wortschatz umfasst weniger Wörter als nach gängigen Entwicklungstabellen üblich. Er bildet Zweiwortsätze um sich hierdurch sprachlich bemerkbar zu machen (beispielsweise, wenn er Hilfe benötigt oder etwas haben möchte; wenn er Spielzeug zurückhaben möchte: „M. haben“). Das Sprachverständnis ist gut entwickelt. M. reagiert auf Ansprache und versteht Anweisungen des Kitapersonals.

Kognitiver Entwicklungsbereich

M. nimmt die Umwelt bewusst war und ist im Raum klar orientiert (Er weiß beispielsweise, dass er im Spielküchenbereich ist und möchte dort Obst und Gemüse auf Tellern legen oder im Essensraum sucht er seinen Platz und möchte daraufhin den Latz anziehen). Er löst Puzzle im Altersbereich 2-3 Jahren. Auch setzt er zur Problemlösung sachfremde Objekte ein (Beim Freispiel im Außenbereich setzte M. aufgrund einer fehlenden Schaufel ein Rächen als Schaufelersatz ein). M. versteht Anweisungen der Erzieherinnen und setzt diese auch zielgerichtet um.

Beschreibung der Interessen & Themen des Kindes

Das Interesse von M. ist aktuell bewegen um Positionen in den Spielbereichen zu wechseln sowie das umfüllen von Mengen (bspw. Obst und Gemüse in Teller füllen und diese dann wieder zurück in die Kiste legen). Ebenfalls sind Bilderbücher derzeit ein Interesse von M.

Ein Thema von M. ist aus meiner Sicht aktuell das integrieren und interagieren mit den anderen Kindern in der Gruppe. Denn M. möchte sich derzeit stets im Raum bewegen und die Spielbereiche wechseln. Er sitzt zwar auch eine gewisse Zeit konstant (meist 15-20 Minuten) in einem Spielbereich, daraufhin jedoch möchte er diesen mehrfach wechseln. Während des Wechsels möchte M. nicht schnellstmöglich den neuen Bereich erreichen, sondern vielmehr möglichst lange unterwegs sein und die Welt zu Fuß erkunden.

Es werden zuvor quasi alle Ecken und Raumbereiche erkundet. Bei jeder Spielecke sucht M. hierbei das gemeinsame Spiel mit anderen Kindern. Er gibt den anderen Kindern immer Spielsachen sodass diese dann gemeinsam damit spielen können.

2. Ziele

Aufgrund der Interessen und des Themas von M. plane ich mit dem Entwicklungs- und Bildungsfeld Körper als schwerpunktmäßigen Bereich. Als Grobziel setze ich das Differenzieren und Verfeinern feinmotorischer Fertigkeiten und Fähigkeiten.

Feinziele

Zur Erreichung meines Grobziels habe ich insgesamt 3 Feinziele herausgegliedert. Die Auswahl der Feinziele habe ich aufgrund meiner Analyse im feinmotorischen Bereich vorgenommen:

  1. Feinziel: M. setzt selbstständig zwei halbe Spielzeugtomaten zusammen.
  2. Feinziel: M. füllt einen mit Spielobst befüllten Essteller in einen anderen Essteller um.
  3. Feinziel: M. wendet bei beiden Händen gleichzeitig den Pinzettengriff an.

3. Planung

Begründung des geplanten Freispielimpulses

Ausgehend von den Interessen und den Themen von M. habe ich für den Freispielimpuls das Entwicklungsfeld Körper gewählt. M. sitzt im Freispiel fast täglich im Spielküchenbereich und erkundet dort die Welt. Aufgrund seiner aktuellen Entwicklung möchte ich seine feinmotorischen Fertigkeiten stärken sowie die Koordination beider Hände fördern.

Diese Tätigkeiten berühren die Entwicklungsfelder Körper, Sinne sowie Denken wobei als Hauptentwicklungsfeld der Bereich Körper zu nennen ist. Als Impuls möchte ich M. den Umgang mit Spielzeugobst und -gemüse sowie dem Geschirr anbieten. Hierfür setzen wir uns an den Esstisch des Freispielbereichs Spielküche. Dort hat M. die Möglichkeit, das Obst und Gemüse sowie das Besteck und Geschirr aus den Boxen zu nehmen und auf den Tisch zu legen.

Bisherige Erfahrungen im Spielküchenbereich mit den vorhandenen Materialien konnte ich während meines Blockpraktikums mit anderen Kindern sammeln. Hierbei konnte ich feststellen, dass die Kinder insbesondere das Essen spielerisch nachahmen. So konnte durch das Setzen gezielter Impulse (bspw. bei der zweigeteilten Tomate: Schau einmal wie die Tomate von innen aussieht) die Förderung insbesondere in den Bereichen Motorik, Sinne und Kognition gefördert werden. Aus diesen Gründen sah ich den geplanten Freispielimpuls für M. als hilfreich bei der Förderung seiner feinmotorischen Fähigkeiten an.

Sprachimpulse

Begründung der Impulsgestaltung

Die geplanten Impulse orientieren sich anhand der gesetzten Ziele und sollen M. dazu ermutigen, sich mit den bereitstehenden Materialien zu beschäftigen. Sie haben nicht das Ziel, M. direkt zur Ausführung der geplanten Feinziele aufzufordern. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Motivationsimpulse frei von etwaigen zu erwartenden Materialien. Mir ging es hierbei vielmehr um das Wecken von Ms. Interesse.

Die Impulsgestaltung während des Freispiels ist auf die Zielerreichung ausgerichtet und soll M. zu einem entdeckenden Spiel auffordern. Hierbei setze ich Impulse, um nötigenfalls Ms. Interesse zu steigern oder um die gesetzten Ziele zu erreichen.

Zum Ende des Freispielimpulses setze ich meine eigenen Impulse aus, um M. im Freispiel beobachten zu können. Nach einer gewissen Zeit des Freispiels teile ich M. dann mit, dass ich sie nun alleine weiterspielen lasse. Hierdurch endet das begleitete Freispiel von M. weniger schlagartig.

Motivationsimpulse

  • Hallo M. ich habe in der Spielküche viele tolle Sachen entdeckt!
  • Lass uns gemeinsam an den Tisch gehen und wir schauen uns das einmal an!
  • Schau mal M. was für eine tolle Kiste ich hier zum Entdecken habe!
  • Super, wie wir gemeinsam an den Tisch gelaufen sind. Du bist echt toll gelaufen!

Hauptteil

  • Magst du mir auch einen Teller geben?
  • Schau dir doch einmal die Tomate an. Hast du diese schon gesehen?
  • Hast du schon eine leckere Banane entdeckt? Magst du mir diese einmal zeigen?
  • Toll wie du die Früchte auf den Teller gelegt hast!

Beendigung

Ich beende das Senden gezielter Impulse sobald alle gesetzten Ziele erreicht wurden oder falls M. nicht mehr an meinem geplanten Freispiel teilnehmen möchte, da die Teilnahme stets freiwillig sein muss. Hierbei sage ich zu M.: “ Ich hoffe dir hat das spielen in der Spielküche heute Spaß gemacht!“. Das Beenden meiner Teilnahme am Freispiel folgt einige Minuten nach dem Aussetzen meiner Impulse. Zur Beendigung sage ich zu M.: „Ich muss nun zu einem anderen Kind und ich komme später noch einmal zu dir, dann kann ich dir nochmals zuzuschauen!“.

Alternative Planung

Als Alternative zu dem geplanten Freispielimpuls könnte ich M. einen gemeinsamen Gang zum Kletterzimmer anbieten. Diese Alternative baut zwar hauptsächlich auf dem Grobziel erweitern und verfeinern grobmotorischer Fertigkeiten auf, mein Ziel zur Stärkung der Feinmotorik kann ich dennoch durch das Halten der Hand an den Gitterstäben und dem Umgreifen während des Kletterns erreichen.

Die Alternative berücksichtigt das Thema Körper und Bewegung von M. sowie das Interesse am Bewegen und dem Wunsch nach Aktiven Bewegungen im Raum. So kann das Grobziel alternativ erreicht werden.

Sebastian Götz
Sebastian Götzhttps://erzieherleben.de
Sebastian Götz ist ein engagierter Experte für frühkindliche Bildung. Er teilt sein fundiertes Wissen praxisnah auf seiner Plattform, die sich an Erzieherinnen, Erzieher und pädagogisch Interessierte richtet und Impulse für den Kita-Alltag sowie die Ausbildung bietet.

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