Vorwort
Im Rahmen des ersten Ausbildungsjahres zum Erzieher wurde die Aufgabe gestellt, einen Tätigkeitsbericht anzufertigen. Dieser Bericht beinhaltet sowohl eine Analyse der Praktikumseinrichtung, eines Kindergartens, als auch eine persönliche Reflexion über das erste Ausbildungsjahr in dieser Einrichtung. Die Institutionsanalyse konzentriert sich auf die sachliche Auseinandersetzung mit der pädagogischen Einrichtung: Welche pädagogische Arbeitsweise wird verfolgt? Wie gestalten sich Struktur und Umfeld? Gibt es Formen der Zusammenarbeit und Kooperation? Es handelt sich hierbei um eine objektive Bestandsaufnahme ohne persönliche Wertung.
Die anschließende Reflexion thematisiert die persönlichen Erfahrungen und die individuelle Weiterentwicklung während der Praktikumszeit. Zentrale Fragen dabei sind: Was waren wesentliche Erkenntnisse? Inwieweit konnten die in der Analyse beschriebenen Aspekte in der Praxis beobachtet und umgesetzt werden? Wie gestaltete sich die praktische Arbeit? Eine ehrliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist dabei essenziell. Der Austausch mit der Praxisanleitung kann hierbei unterstützend wirken.
Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen mussten geringe Teile der ursprünglichen Ausarbeitung entfernt oder angepasst werden. Der Gesamtcharakter der Arbeit bleibt jedoch erhalten und bietet einen Einblick in Aufbau und Umsetzung eines Tätigkeitsberichts im Erzieherberuf. Insbesondere die Reflexion gewährt persönliche Einblicke in die Entwicklungsprozesse während des ersten Ausbildungsjahres.
Institutionsanalyse während der Erzieherausbildung
Äußere Struktur der Einrichtung
Lage: Die Kindertagesstätte Anna Haag befindet sich in der Martha-Schmidtmann-Straße 16 in Stuttgart-Bad Cannstatt, zugehörig zum Stadtteil Espan. Sie liegt etwas außerhalb des Zentrums, in der Nähe des Klinikums Bad Cannstatt. An derselben Adresse befindet sich das Anna Haag Mehrgenerationenhaus, Deutschlands ältestes Mehrgenerationenhaus, in das die Kita baulich integriert ist. Die Einrichtung ist zu Fuß, mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln (Straßenbahn U1, U16; S-Bahn S2, S3; Bus N6) gut erreichbar. Eine weitere Kita desselben Trägers, die Kindervilla Anna Haag, liegt räumlich getrennt in der Memminger Straße 4, etwa 10 Gehminuten entfernt. Die Sozialstruktur in Bad Cannstatt ist heterogen. Der Anteil an Bewohnern ohne deutsche Staatsbürgerschaft (28,3%) und mit Migrationshintergrund (50%) liegt über dem Stuttgarter Durchschnitt.
Einzugsgebiet: Das primäre Einzugsgebiet ist Stuttgart-Bad Cannstatt, mit einem Schwerpunkt auf dem Stadtteil Espan. Die Anmeldung erfolgt über das zentrale Formular des Jugendamts sowie ein kitaeigenes Formular. Voraussetzung ist die Teilnahme an einem Voranmeldetermin, der acht bis zehnmal jährlich freitags um 9 Uhr stattfindet.
Umfeld: In unmittelbarer Nähe befinden sich drei Spielplätze: der Spielplatz Prießnitzweg (direkt nebenan), der Spielplatz Wannenäcker/Galgenäcker (3 Min. Fußweg) und eine Spielfläche der Stephanuskirche (5 Min. Fußweg). Einkaufsmöglichkeiten bietet ein nahegelegener Supermarkt (5 Min. Fußweg). Bildungseinrichtungen wie die Stadtteilbibliothek (300 m) und die Wilhelm-Maybach-Schule sind ebenfalls vorhanden. Interessant für Kinder sind zudem die gegenüberliegende Bundespolizeiinspektion und der fußläufig erreichbare Stadtteilbauernhof.
Innere Struktur der Einrichtung
Betreuungszeiten: Die regulären Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 06:30 bis 17:00 Uhr. Für Kinder unter einem Jahr ist die Betreuung auf 8:00 bis 16:00 Uhr begrenzt. Es gibt maximal 23 Schließtage pro Jahr, vor allem während der Sommerferien und zwischen Weihnachten und Neujahr. Zum Zeitpunkt der Analyse waren die Öffnungszeiten aufgrund der Corona-Pandemie auf 07:30 bis 15:30 Uhr reduziert.
Kapazität & Gruppen: Die Kita bietet 70 Plätze für Kinder im Alter von drei Monaten bis zum Schuleintritt, aufgeteilt in fünf Gruppen:
- Blaue Gruppe: 0–1 Jahre, max. 8 Kinder
- Orange Gruppe: 1–2 Jahre, max. 10 Kinder
- Grüne Gruppe: 2–3 Jahre, max. 12 Kinder
- Gelbe Gruppe: 3–6 Jahre, max. 20 Kinder
- Rote Gruppe: 3–6 Jahre, max. 20 Kinder
Zum Zeitpunkt der Analyse (März 2021) waren alle Plätze belegt. Es existiert eine Warteliste, wobei Geschwisterkinder bevorzugt aufgenommen werden.
Beschreibung der Grünen Gruppe (Hospitationsgruppe): Das Alter der Kinder lag zwischen 2,5 und 3,5 Jahren. Die Gruppe umfasste 12 Kinder (4 Mädchen, 8 Jungen). Ein Kind mit körperlichen Einschränkungen wurde inklusiv betreut. Kinder von Flüchtlingen oder kürzlich zugewanderten Familien gab es nicht, jedoch war eine kulturelle Vielfalt unter den Eltern vorhanden.
Personelle Ausstattung: Das pädagogische Team umfasste zum Zeitpunkt der Analyse 11 Vollzeitkräfte (100%), 7 Teilzeitkräfte (60-80%), die Leitung (100%) und einen PIA-Praktikanten, insgesamt 20 Mitarbeitende, davon 4 Männer. Alle verfügen über eine pädagogische Ausbildung oder befinden sich darin und nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil. Jede Gruppe hat eine Gruppenleitung; für dieses Leitungsteam gibt es gesonderte Sitzungen. Ein Organigramm lag nicht vor. Küchen- und Reinigungspersonal ist über das Anna-Haag-Haus angestellt.
Räumlichkeiten: Jede Gruppe verfügt über einen Gruppen- und einen Nebenraum. Die Gruppenräume bieten verschiedene Spielbereiche (Rollenspiel, Konstruktion, Bücherecke, Malatelier, Bewegungsbaustelle, Schlaf-/Ruhebereich), die altersgerecht gestaltet sind. Die Mahlzeiten werden in den Gruppenräumen eingenommen. Schlafmöglichkeiten werden bei Bedarf temporär eingerichtet, z.B. im Konstruktionsbereich. Ein großer, gemeinsam genutzter Außenbereich mit Schaukel, Kletterlandschaft, Rutsche, Trampolin, Sandkasten, Wasserspielbereich sowie Obstbäumen und Sträuchern steht zur Verfügung. Ein Turnraum ist ebenfalls vorhanden, der auch von der Kindervilla Anna Haag genutzt wird. (Nutzungseinschränkungen aufgrund von Corona siehe Abschnitt 5). Eine zentrale Kindertoilette wird normalerweise gemeinsam genutzt. Für das Personal gibt es eine kleine Bücherei, Arbeitsräume und einen Pausenraum. Alle Räume sind ebenerdig und barrierefrei.
Pädagogische Arbeitsweise und inhaltliche Schwerpunkte
Ziele und Schwerpunkte: Die Kita verfolgt ein umfassendes pädagogisches Konzept, das sich durch die intergenerative Ausrichtung in Verbindung mit dem Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus auszeichnet. Dieses Alleinstellungsmerkmal ermöglicht Begegnungen zwischen Jung und Alt. Das Konzept basiert auf Vielfalt, Individualität und der Anknüpfung an die Selbstbildungsprozesse der Kinder. Die bewusste Einstellung männlicher Erzieher unterstützt das Ziel vielfältiger Rollenvorbilder. Die Leitsätze lauten:
- „Wir begegnen einander in Wertschätzung und Vertrauen. Wir sind miteinander im Dialog.“
- „Wir handeln in persönlicher Verantwortung und Eigeninitiative. Wir stehen für Qualität und Leistung.“
- „Wir gestalten Lebensqualität. – Wir sind flexibel und innovativ.“
Pädagogischer Ansatz und Menschenbild: Gemäß dem Leitspruch „Zwei Dinge sollten wir unseren Kindern geben: Wurzel und Flügel!“ benötigen Kinder Sicherheit und Halt, um sich entfalten zu können. Die Einrichtung fördert dies durch eine anregende Umgebung, klare Grenzen, Verlässlichkeit sowie Raum für Selbstbestimmung. Bewegung, Natur und Umwelt spielen eine wichtige Rolle. Das Gruppenkonzept soll Orientierung und Sicherheit bieten.
Intergeneratives Leben: Als eine der drei Säulen der Einrichtung (neben Inklusion und Quartierskonzept) spielt das intergenerative Leben eine zentrale Rolle. Kinder lernen im Umgang mit älteren Menschen Toleranz, Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen. Regelmäßige gemeinsame Aktivitäten wie Aufführungen, Singen, Frühstücken oder Besuche stärken das Miteinander und vermitteln ein positives, differenziertes Bild vom Alter. (Aussetzung aufgrund von Corona siehe Abschnitt 5).
Partizipation: Die Beteiligung der Kinder am Einrichtungsalltag ist ein wichtiges Prinzip. Kinder erfahren, dass sie Einfluss nehmen und den Tagesablauf mitgestalten können. Dies geschieht täglich und altersangemessen, beispielsweise in der Kinderkonferenz. Dabei erlernen sie demokratische Prinzipien, Gleichberechtigung, Teilhabe und Konfliktlösungsstrategien. Ziel ist die Unterstützung der Kinder auf dem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit.
Situationsansatz: Die pädagogische Arbeit orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen und Lebenssituationen der Kinder, wobei auch das familiäre Umfeld einbezogen wird. Durch die Übernahme von Verantwortung lernen Kinder, mit Regeln und Herausforderungen umzugehen, um später ihr Leben eigenverantwortlich gestalten zu können.
Inklusion: Kinder mit besonderen Bedürfnissen werden in die Regelgruppen aufgenommen. Die inklusive Grundhaltung fördert das Verständnis für Unterschiedlichkeit und das Entwickeln von Empathie. Ein speziell ausgestatteter „Snoezelen-Raum“ dient als Rückzugsort und zur ganzheitlichen Sinnesaktivierung. Eine (sonder-)pädagogische Fachkraft koordiniert und begleitet den Inklusionsprozess in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, um das Wohl des Kindes und eine erfolgreiche Teilhabe am Kita-Alltag sicherzustellen. Das Team verfügt über langjährige Erfahrung und bildet sich regelmäßig im Bereich Inklusion weiter.
Besonderheiten (Sexualpädagogisches Konzept): Ein sexualpädagogisches Konzept ist fester Bestandteil der Arbeit. Es zielt darauf ab, im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung auch die frühkindliche Sexualerziehung zu berücksichtigen. Angestrebt wird die Stärkung von Freundschaften, die Förderung der Körperwahrnehmung (durch Spiegel, Rollenspiele etc.) und die altersgerechte Aufklärung durch Bücher. Kinder sollen ihren Körper kennenlernen, eigene Grenzen wahrnehmen, „Nein“ sagen lernen und die Grenzen anderer respektieren. Das Schamgefühl wird dabei stets geachtet.
Zusammenarbeit und Kooperation
Elternarbeit: Die Zusammenarbeit mit den Familien ist der Einrichtung wichtig. Ein ständiger Austausch über aktuelle Entwicklungen findet durch Elternabende, Tür- und Angelgespräche, jährliche Entwicklungsgespräche und Elternbefragungen statt. Informationen werden auch über Infotafeln bereitgestellt. (Einschränkungen aufgrund von Corona siehe Abschnitt 5).
Kooperation mit anderen Institutionen: Als Teil des Anna-Haag-Mehrgenerationenhauses besteht ein regelmäßiger Austausch mit dem Träger und anderen zugehörigen Einrichtungen wie dem Seniorenzentrum und der Bildungsstätte. Ein normalerweise monatlich stattfindendes Hospitationsprogramm fördert den Einblick in andere Arbeitsbereiche und den Kontakt zwischen den Mitarbeitenden. Die Kita nimmt an Kooperationstreffen mit umliegenden Grundschulen und Kindergärten teil und pflegt Kontakte zu städtischen Einrichtungen wie Gesundheitsamt, Jugendamt und Frühförderstellen. (Einschränkungen aufgrund von Corona siehe Abschnitt 5).
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie
Die Pandemie erforderte erhebliche Anpassungen des Konzepts an die Hygienebestimmungen. Die Gruppen mussten räumlich getrennt bleiben, gemeinsame Veranstaltungen und Besuche bei den Senioren entfielen. Der Garten wurde in Zonen aufgeteilt und konnte nur noch gruppenweise zeitversetzt genutzt werden. Dies beeinträchtigte insbesondere das intergenerative Konzept. Interne Kontakte wurden minimiert, u.a. durch den Einsatz von Funkgeräten. Teambesprechungen fanden digital statt. Der Kontakt zu Eltern war stark eingeschränkt. Regelmäßige Corona-Schnelltests beim Personal (anfangs wöchentlich, später auch Lolli-Tests für Kinder zuhause) dienten der Infektionsprävention. Zeitweise bestand auch innerhalb der Gruppe eine Maskenpflicht für das Personal. Feste wie das Sommerfest fielen aus. Trotz der Einschränkungen bemühte sich die Einrichtung, den Kindern eine positive Zeit zu ermöglichen. Ein regulärer Kita-Alltag war jedoch nicht gegeben.
Persönliche Reflexion über das erste Jahr als Erzieher
Die Erfahrungen während der wöchentlichen Praxisbesuche waren stark von der Corona-Situation geprägt, wodurch große Teile der Konzeption nicht wie geplant umgesetzt werden konnten. Die räumliche Trennung der Gruppen verhinderte gruppenübergreifende Spielzeiten. Die Kommunikation im Team erfolgte häufig über Funkgeräte statt persönlich, und Besprechungen fanden digital statt.
In der Rolle des Praktikanten fühlte ich mich gut aufgehoben. Die Anleitung durch meine Praxisanleiterin war umfassend und unterstützend. Regelmäßige Reflexionsgespräche halfen, den Lernprozess zu begleiten und den aktuellen Stand zu ermitteln. Diese Gespräche förderten die Bereitschaft, eigene Werte, Normen und Stereotype kritisch zu hinterfragen und trugen zum Verständnis bei, dass Professionalisierung ein lebenslanger Prozess ist. Die Zusammenarbeit mit der Anleiterin war stets positiv und vertrauensvoll.
Während der Praktikumszeit war ich in allen üblichen erzieherischen Aufgabenfeldern tätig: im pflegerischen Bereich (Toilettengänge, Wickeln), bei erzieherischen Maßnahmen wie dem Setzen von Freispielimpulsen sowie der Planung und Durchführung gezielter Angebote und im hauswirtschaftlichen Bereich (Essensvorbereitung, Tisch decken, Aufräumen). Dabei wurde deutlich, wie Kinder auch hier partizipativ eingebunden werden können. Diese vielfältigen Tätigkeiten ermöglichten es mir, Kompetenzen im Aufbau und der professionellen Gestaltung pädagogischer Beziehungen zu entwickeln.
Ich fühlte mich durchgehend gut betreut und unterstützt. Meine Anleiterin führte mich durch Impulse und Gespräche an neue Aufgaben heran, die ich zunehmend selbstständig übernehmen konnte. Dadurch entwickelte ich die Fähigkeit, vorausschauend Initiative zu ergreifen und eigenständig im Team zu arbeiten. Die Zusammenarbeit im Team wurde als harmonisch und unterstützend wahrgenommen, was half, auch an arbeitsreichen Tagen ein angemessenes Stressniveau zu halten.
Die Arbeit mit den Kindern bereitete große Freude. Es gelang schnell, einen Zugang zu den Kindern zu finden und von ihnen akzeptiert zu werden. Sie reagierten positiv auf Ansprache und suchten von sich aus den Kontakt. Bei Angeboten und Aktivitäten war eine gemeinsame Freude spürbar. Das Vertrauen erstreckte sich auch auf pflegerische Tätigkeiten. Beim Essen entstand oft der Wunsch der Kinder, an meinem Tisch sitzen zu dürfen. Besonders prägend war die Reaktion der Kinder nach einem Krankheitstag, als sie nach meiner Abwesenheit fragten und sich nach meiner Rückkehr erkundigten. Diese Erfahrung verdeutlichte die Bedeutung emotionaler Bindungen und sozialer Beziehungen in der pädagogischen Arbeit, welche es zu berücksichtigen gilt.
Im Laufe der Zeit konnte ich gezielte Beobachtungen durchführen und die gewonnenen Erkenntnisse als Grundlage für methodisch-didaktisches Handeln nutzen. Ich entwickelte mehr Ruhe und Gelassenheit im Umgang mit Kindergruppen. Es gelang zunehmend, Situationen fachlich einzuschätzen und pädagogisch begründete Entscheidungen zu treffen, beispielsweise in Konfliktsituationen. Meine Geduld half beim Erklären neuer Sachverhalte und auch bei wiederholten Ermahnungen. Mein Interesse an Naturwissenschaften konnte ich in den Alltag einbringen, indem ich kindgerechte Erklärungen für Alltagsphänomene suchte (z.B. Warum ist die Sonne warm? Warum regnet es?). Ebenso bereicherte mein Interesse an Bewegung den Kita-Alltag durch gemeinsame Aktivitäten im Freien. Diese Momente vertieften die Beziehung zu den Kindern. Die Integration des Inklusionskindes war eine wertvolle Erfahrung, die einen tieferen Einblick in die Themen Diversität und Inklusion ermöglichte und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven förderte.
Die Verknüpfung von Theorie und Praxis war gegeben, erforderte jedoch zu Beginn einen erhöhten eigenen Aufwand, um theoretische Konzepte in der praktischen Anwendung zu erkennen und zuzuordnen. Der schulische Zeitrahmen erschien hierfür anfangs knapp. In der Schule erworbenes Wissen konnte in der Praxis angewendet werden und half, Maßnahmen besser zu verstehen. Gespräche und Austausch unterstützten dabei, sich auf offene Arbeitsprozesse einzulassen und mit der Komplexität und Veränderlichkeit des beruflichen Handelns umzugehen. Umgekehrt war es schwieriger, in der Praxis erworbene Kenntnisse theoretisch einzuordnen, da die entsprechenden schulischen Inhalte teilweise noch nicht behandelt wurden. Die Corona-Situation beeinträchtigte auch den zweiten Praxisbesuch und dämpfte zeitweise die Motivation für Ausarbeitungen. Der Besuch half jedoch, Problemfelder zu erkennen und die Motivation wieder zu steigern.
Zukünftig möchte ich an der Planung und Umsetzung von Angeboten arbeiten. Zwar funktionierte die Durchführung oft gut, das intendierte Lernziel der Wissenserweiterung wurde jedoch nicht immer erreicht; stattdessen wurden eher vorhandene Fähigkeiten gefestigt. Eine Vertiefung des Fachwissens, insbesondere im Bereich der Sprachförderung bei U3-Kindern, erscheint notwendig, um Entwicklungsprozesse fachgerecht erkennen und begleiten zu können. Auch die Kommunikation mit Eltern würde ich gerne intensivieren, was durch die Pandemie bisher nur eingeschränkt möglich war. Die wenigen kurzen Gespräche zeigten jedoch, wie wichtig es ist, die individuellen Bedarfslagen und Ressourcen von Familien zu erkennen, um passende Bildungs- und Beratungsangebote machen zu können.
Die regelmäßigen Gespräche mit der Anleiterin und anderen Fachkräften waren eine sehr wichtige Erfahrung. Es war positiv, dass auch erfahrene Kollegen meine Meinung zu bestimmten Situationen einholten. Dies förderte das Nachdenken über das Verhalten anderer und trug dazu bei, die pädagogische Beziehung zu Kolleginnen und Kollegen professionell zu gestalten. Diese Gespräche motivierten dazu, weiterzulernen, neue Ansätze auszuprobieren und die eigene Sichtweise zu reflektieren.
Als nächste Herausforderung sehe ich die eigenständige Planung und Durchführung eines Thementages als sinnvollen Schritt zur Kompetenzerweiterung. Auch ein Wechsel der Altersgruppe (von U3 zu Ü3) wäre eine interessante Herausforderung, insbesondere im Hinblick auf die erforderliche Durchsetzungsfähigkeit. Persönliche Ziele sind die Beibehaltung des Lerntempos und die weitere Differenzierung zwischen der beruflichen Rolle als Erzieher und der privaten Rolle als Vater, um eine Vermischung der Perspektiven zu vermeiden. Auch an der Durchsetzungsfähigkeit möchte ich weiterarbeiten.
Abschließend kann ich sagen, dass die Praktikumszeit im Anna-Haag-Haus meine Berufswahl bestätigt und gestärkt hat. Besonders die Erfahrungen im U3-Bereich waren wertvoll. Es gelang, eine positive Beziehung zu den Kindern aufzubauen und als Erzieher akzeptiert zu werden. Die Überlegungen für das nächste Praktikum konzentrieren sich darauf, welche Einrichtungsart und welches pädagogische Konzept (z.B. Einstein-Konzept in einer städtischen Kita oder ein bilingualer Kindergarten) eine weitere Vertiefung des Wissens ermöglichen könnten.